ENVE und das Streben nach dem perfekten Reifendruck
25 November 2020・storyENVE gilt seit vielen Jahren als einer der führenden Hersteller von Carbon-Komponenten. Von Lenkern über Vorbauten und Sattelstützen bis hin zu Gabeln – aber am bekanntesten ist ENVE natürlich für die unglaublich guten Laufräder. Wie man an den schönsten massgefertigten Bikes rund um den Globus sehen kann. In den letzten Jahren hat sich die amerikanische Firma zusätzlich in andere radbezogene Gebiete wie (Carbon/Aluminium-)Naben und Reifen vorgewagt.
Für diejenigen, die ENVEs Produktpalette in den letzten Jahren wachsen sahen, war eines der am wenigsten erwarteten neuen Produkte, die ENVE Air Pressure Station. Dabei handelt es sich um eine an der Wand montierte automatische digitale Pumpe, mit der jeder Reifen bis auf 0,5 % psi oder bar genau aufgepumpt werden kann. Ein – relativ – teurer Bausatz, den, wie von «Cycling Tips» perfekt ausgedrückt, ENVE nicht gerade als «Muss» vermarktet.
«Anders über Reifendruck nachdenken»
Jake Pantone, ENVE-Vizepräsident für Produkt- und Verbrauchererfahrung, beschreibt die ENVE Air Pressure Station so:
«Es ist eine supercoole Sache, die man an der Wand, im Sprinter oder im Fitness-Raum/Bike-Abstellraum im Laden haben kann. Die Air Pressure Station ist ein Hilfsmittel. Der Einzelhändler kann damit über den richtigen Reifendruck aufklären oder ein Gespräch darüber beginnen. Aber wir erwarten nicht, dass die Leute sich darauf stürzen werden. Denn auf der Verbraucherebene ist es ein Luxusartikel für die heimische Werkstatt oder Dein #vanlife. Wir wollen eigentlich nur, dass die Menschen anfangen, anders über Reifendruck nachzudenken und ihn ernster zu nehmen. Wo diese Geräte in erster Linie landen werden, sind Bikegeschäfte, Vorführbetriebe und Servicekurse.»
Genau aus diesem Grund haben wir vor Kurzem eine der ENVE Air Pressure Station in unsere Werkstatt aufgenommen. Wir wollen über den richtigen Reifendruck aufklären. Und der ist nicht nur für Performance Bikes wichtig, sondern auch für Cargobikes. Vor allem, wenn das Rad regelmässig beladen gefahren wird. Wenn Du den korrekten Reifendruck hast, wird die Fahrt ruhiger und schneller.
Der richtige Druck
Tubeless-Reifen sind in den letzten Jahren auf Road- und Gravelbikes immer beliebter geworden. Weil Du sie mit niedrigerem Druck fahren kannst, ist es aber auch schwieriger, den richtigen Druck zu ermitteln. Das hat viele Gründe: die Breite Deiner Felgen und Reifen, der Untergrund, auf dem Du fährst sowie Dein eigenes Gewicht. Und wie ENVE im Artikel über Reifendruck ausführt:
«Ganz gleich, wie gut Dein Laufradsatz ist oder wie talentiert Du als Fahrer bist, der falsche Reifendruck macht Dich langsamer und Dein Fahrerlebnis schlechter.»
Und die Sache wird noch komplizierter: Die meisten billigeren Pumpen zeigen einen zwischen 5 und 12 % zu tiefen Druck an. Als begeisterte*r Amateur-Fahrer*in bedeutet dies einfach, dass Du Dein lokales Crit-Rennen verlieren oder mehr Reifenpannen bekommen und Dein Fahrerlebnis verderben kannst. High-End-Pumpen wie die von SILCA – oder die ENVE Air Pressure Station – mit ihren sehr präzisen Manometern vermeiden dieses Problem.
«Gesteigertes Interesse»
Wir sprachen mit Ken Bloomer, ENVE-Marketing- und Verkaufsdirektor für Europa, und stellten ihm einige Fragen zu diesem Thema.
Natürlich ist der Reifendruck im Vergleich zu den glänzenden neuen Carbon-Laufrädern kein sehr sexy Thema, aber hast Du in den letzten Jahren trotzdem ein gesteigertes Interesse an diesem Thema festgestellt?
Der Reifendruck war schon immer ein Schwerpunkt unseres Interesses, ob wir nun über Mountain Tubeless sprechen oder darüber, was bei den Pavé-Klassikern zu fahren ist. Der Reifendruck ist einer der Eckpfeiler in der Felgenentwicklung, da er sich nicht nur auf die Leistung im Rennsport, sondern ebenso wichtig, wenn nicht sogar noch wichtiger auf das Verbrauchererlebnis auswirkt. Deshalb waren wir bei diesem Thema immer «Vordenker», und das hat bei unseren Kundinnen und Kunden Anklang gefunden. Also ja, wir haben ein gesteigertes Interesse am Thema Reifendruck festgestellt.
Was ist der häufigste Fehler oder das häufigste Missverständnis, das Dir in der realen Welt aufgefallen ist?
Der Mythos, dass bei Performance Bikes ein höherer Druck «schneller» ist als ein niedrigerer Druck. Zahlreiche Tests von Hersteller*innen und Dritten veranschaulichen, dass tatsächlich ein niedrigerer Druck – bis zu einem bestimmten Punkt auf der Grundlage der Reifengrösse und des Reifenvolumens – einen geringeren Rollwiderstand hat als ein hoher Reifendruck. Hinzu kommt die Ermüdung wegen der stärkeren Stösse und vermehrten Vibrationen durch die härteren Reifen, was einem Verlust an Watt und Leistung gleichkommt. Ganz zu schweigen von der zusätzlichen Traktion und dem Kurvenverhalten bei niedrigerem Druck.
Du hast mit vielen Profi-Athletinnen und -Athleten zu tun, bei denen marginale Zugewinne superwichtig sind. Wie finden sie den perfekten Druck heraus? Bist Du irgendwie in den Prozess involviert?
Das ist eine grossartige Frage. Der Profi-Strassenradsport ist traditionsreich und manchmal veränderungsresistent. Scheibenbremsen und jetzt auch Tubeless setzen sich aber immer mehr durch und damit auch die Wahl des idealen Drucks.
«Man kann Referenzdrücke von traditionellen Schlauch- und Drahtreifen nicht einfach auf Tubeless-Reifen übertragen.»
Deshalb haben wir, als wir die Grundlagen festgelegt haben, Hand in Hand mit den Fahrer*innen und Teams gearbeitet. Dabei handelt es sich um eine Kombination von Daten, die wir durch unsere eigene Forschung und in Versuchen mit Fahrer*innen zur Bestimmung des Reifendrucks gesammelt haben.
Würdest Du der Aussage von Josh Poertner von SILCA zustimmen, dass das Fahren mit dem richtigen Reifendruck am billigsten ist und eine der wichtigsten Möglichkeiten, die Leistung auf dem Rad zu steigern?
Hört sich für mich legitim an! Im Ernst, schau Dir nur den Motorsport an und wie er mit kleinen Reifendruckanpassungen als Teil des Tunings an den Autos herumspielt. Im Motorradrennsport ist es nicht anders, denk nur an den Vorteil, allein durch den Reifendruck ein paar Watt zu holen? Ganz zu schweigen von der geringeren Ermüdung, der Kraft, die Du einsparst, und darüber hinaus allen Handling-Eigenschaften des Bikes, die durch den Reifendruck verbessert werden können.
Wie ist die ENVE Air Pressure Station bisher aufgenommen worden? Gibt es bereits irgendwelche guten Rückmeldungen?
Seit der Einführung der Air Pressure Station in Sea Otter im Jahr 2019 hat sie sich zu einem interessanten Instrument für Nutzer*innen und Geschäfte gleichermassen entwickelt.
«Es beginnt mit der Frage: Was ist der richtige Reifendruck für mich und meine aktuelle Einstellung?»
Für das Geschäft ist es ein Türöffner, um Kundinnen und Kunden aufzuklären und ein höheres Serviceniveau zu bieten. Die meisten Standpumpen und Messgeräte liegen um mehr als 10 % daneben. Das ist ein grosser Unterschied, wie sich das Bike anfühlt. Die Air Pressure Station ist präzis und einfach. Zusammen mit unserem Leitfaden zum empfohlenen Reifendruck profitieren Fahrer*innen von einer massiv verbesserten Erfahrung.
Wir möchten Ken Bloomer von ENVE danken, dass er sich die Zeit für unsere Fragen genommen hat. Und wenn Du die Air Pressure Station in Aktion sehen möchtest – schau in unserer Werkstatt vorbei. Wir beraten Dich gerne zum korrekten Reifendruck. Und Dein Fahrerlebnis wird sich verbessern.
