Going the Distance: eine Einführung in Ultradistanzrennen

29 Juli 2022・story

Eines der schönsten Dinge, die ein Bike bietet, ist die Freiheit. Zu fahren, wohin Du willst. Die eigenen Grenzen der körperlichen und geistigen Möglichkeiten zu erweitern. Die Serie «Going the distance» soll als Leitfaden und als zukünftige Inspiration dienen. Sie basiert auf unseren eigenen Erfahrungen mit Bikepacking, Randonnéees und Ultradistanz-Rennen.


Die Definition des Begriffs «Ultradistanz» im Radsport ist recht vage. Aber in der Regel werden darunter alle Fahrten (oder Rennen) verstanden, die länger als 200 Kilometer sind. Das längste Rennen im modernen Profiradsport ist derzeit Mailand-San Remo mit 298 Kilometern. Im Vergleich zu einigen der Rennen oder sogar Etappen bei Rennen wie der Tour de France in früheren Zeiten ist das jedoch ein Klacks. Bei der Tour de France von 1919 gab es eine Etappe von 482 Kilometern. Und es wurden regelmässig Etappen von über 300 oder sogar 400 Kilometern gefahren. Heutzutage gibt es jedoch keine «Ultradistanz»-Veranstaltungen mehr, die vom Hauptverband des Radsports, der UCI, sanktioniert sind. Die meisten modernen Ultradistanz-Rennen sind stattdessen der World Ultra-Cycling Association (WUCA) angeschlossen.

Race Across America als Trendsetter

In den letzten Jahren gab es einen Aufschwung von Veranstaltungen, die dem Geist dieser frühen Strassenrennen ähneln. An denen die Fahrer ohne Unterstützung Tag und Nacht unterwegs waren. Dieser Trend begann in den 1980er Jahren mit dem Great American Bike Race, das später als Race Across America oder RAAM (4860 km) bekannt wurde. Bei diesem Rennen werden die Fahrer*innen jedoch von einem Team unterstützt. Es gibt noch weitere Veranstaltungen dieser Art: 

Es führt von Moskau nach Wladiwostok und wurde später in ein Etappenrennen umgewandelt. Jetzt heisst es Red Bull Trans-Siberian Extreme. 

So sehr diese Rennen auch die Fantasie der Menschen anregten, so schwierig war es doch, an ihnen teilzunehmen. Denn sie erfordern viel Unterstützung – und Geld. Das Rennen, das viele andere inspirierte, war die Tour Divide. Dieses Mountainbike-Rennen von Kanada bis zur mexikanischen Grenze (4418 Kilometer) fand 2008 zum ersten Mal statt. Das erste grosse Ultradistanz-Rennen auf der Strasse war das Transcontinental Race (3800 bis 4200 Kilometer), das 2013 zum ersten Mal stattfand. Ein Jahr später folgte dasTrans Am Bike Race (6800 Kilometer) in den Vereinigten Staaten. Es folgt dem TransAmerica Bicycle Trail und erfordert somit keine Routenplanung seitens der Teilnehmer*innen. 

Auf sich alleine gestellt

Bei solchen Rennen bleibt die Uhr von dem Moment an, in dem die Fahrer*innen den (Massen-)Start verlassen. Sie läuft durch, bis zu dem Moment, in dem sie das Ziel erreichen. Es handelt sich also im Grunde um ein langes Einzelzeitfahren. Die Fahrer*innen müssen daher strategisch entscheiden, wie viel Zeit sie dem Fahren, Ausruhen und Auftanken pro Tag widmen. Als Selbstversorger*in oder ohne Unterstützung zu fahren, bedeutet, dass 

  • kein Windschattenfahren erlaubt ist, 
  • keine Unterstützung von anderen Fahrer*innen, Freund*innen oder Familienmitgliedern erhalten werden darf und 
  • alle Verpflegung, Unterkunft, Reparaturen usw. aus kommerziellen Quellen bezogen werden müssen. 

Die meisten erlauben jedoch «Trail Magic» von Fremden durch Hilfe, Geschenke und andere Formen der Ermutigung, solange die Magie das Bike nicht bewegt.

Nach dem Transcontinental Race und dem Trans Am Bike Race gab es einen Boom ähnlicher Veranstaltungen auf der ganzen Welt. In den meisten Ländern gibt es heute solche Rennen, an denen man teilnehmen kann. Die Palette reicht von recht einfachen 24-Stunden-Rennen bis hin zu wirklich extremen und abgelegenen Rennen wie dem Silk Road Mountain Race in Kirgisistan. Heutzutage gibt es wirklich für Jede*n etwas, um an ihre*seine Grenzen zu gehen und Spass zu haben. Den besten Überblick über das Angebot findest Du auf ultracycling.com.

Entspanntere Varianten

Wenn Rennen zu extrem klingen, gibt es auch Cyclosportives (auch bekannt als Gran Fondos), die in der Regel entspannter sind und keine Routenplanung erfordern. Beliebte Beispiele sind 

die näher an der Heimat liegt. 

In den vorherigen Ausgaben von «Going the Distance» erhältst Du eine «Einführung & Bikepacking» und liest «Eine kurze Geschichte der Brevets des Randonneurs Mondiaux»

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