Going the Distance: viele Möglichkeiten für Anfänger*innen und Fortgeschrittene
23 August 2022・storyEtwas vom Schönsten, was ein Bike bietet, ist Freiheit. Zu fahren, wohin Du willst. Deine körperlichen und geistigen Grenzen zu erweitern. Die Serie «Going the distance» soll Dir als Leitfaden und als künftige Inspiration dienen. Sie basiert auf unseren eigenen Erfahrungen mit Bikepacking, Randonnéees und Ultradistanzrennen.
Wer nicht gerne selber Routen plant oder sich nicht sicher ist beim Planen, kann sich auch über Events an die Ultradistanz wagen. Der Vorteil ist, dass die Veranstalter*innen Routen bereits befahren haben. Sie bemühen sich meist, fernab verkehrsreicher Strassen unterwegs zu sein. Es gibt mittlerweile eine Menge solcher Veranstaltungen ohne kommerziellen Hintergrund. Grösstenteils verlangen die Organisator*innen lediglich einen Unkostenbeitrag. Häufig finden diese Events in einer sehr familiären Atmosphäre statt. Teilnehmende kennen sich zum Teil untereinander oder kennen die Organisator*innen. Hier wollen wir Dir ein paar Events vorstellen, die wir empfehlen können.
LA RATATOUILLE für interessierte Einsteiger*innen
Wenn Du unseren Blog liest, kennst Du LA RATATOUILLE bereits. Sibylle, Marco, Daniel und Ralph sind selber begeisterte Ultradistanz-Fahrer*innen und haben bereits einige Brevets erfolgreich absolviert. Die positive Stimmung und ihre persönlichen Erlebnisse an den Brevets haben sie dazu animiert, die lange Distanz Interessierten zugänglich zu machen. LA RATATOUILLE führt über rund 200 Kilometer durch Frankreich, Deutschland und die Schweiz mit Start und Ziel bei OBST&GEMÜSE. Die Route wird jedes Jahr neu geplant und ist so gelegt, dass es kein spezielles Training braucht, um sie zu schaffen. Zeitlimit gibt es keines. Die Finisher erhalten im Ziel Ratatouille à discretion.
AUDAX Suisse für ambitionierte Geniesser*innen
AUDAX Suisse ist so etwas wie der Schweizer Landesverband von Les Randonneurs Mondiaux. Das tönt nach Funktionär*innen und Reglementen, ist aber ganz anders. AUDAX Suisse und «die roten Teufel», wie sich die Teilnehmenden nennen, haben sich auf die Fahne geschrieben, Ultracycling-Events zu fördern und zu verbreiten. Im Fall von LA RATATOUILLE ist das gelungen. Die Brevets von AUDAX Suisse sind vom AUDAX Club Parisien, dem Ausrichter von Paris-Brest-Paris (PBP), akkreditiert. Wer ein solches Brevet erfolgreich absolviert, erhält die sogenannte Homologation in Paris. Brevets finden jährlich über 200, 300, 400 und 600 Kilometer statt.
Nur durch die Homologation kann mensch sich für PBP qualifizieren. Gestartet wird hauptsächlich in Buch SH, mittlerweile sind aber auch schon Brevets in andere Regionen der Schweiz vergeben worden. Grundsätzlich können alle mitfahren, die «Dinge über sich selber lernen wollen, von denen Kurzdistanzathlet*innen nur träumen können». Amerikanische Randonneur*innen haben eine wichtige Regel aufgestellt: «Beende die Veranstaltung! Das Ziel ist es, die bestmögliche Zeit unter den gegebenen Umständen zu erreichen. Schnell zu fahren und dann auszusteigen, weil mensch sein Zeitziel nicht erreicht, ist der ultimative Misserfolg.» Und mensch verpasst ausserdem die ausgezeichnete Verpflegung der Küchenfee im Ziel. Da bleibt kaum ein Wunsch unerfüllt.
Schwarzwald Super! für leidensfähige Kletterer*innen
«Lecker Berge! – Deutschlands härtester und leckerster Rennradmarathon». So wirbt Schwarzwald Super! für seine Veranstaltung. Hier geht es weniger um die Distanz als um die Höhenmeter und das Erlebnis. Start ist in Münstertal, die Auswahl besteht aus drei Routen:
- Gold (250 km/6500 hm)
- Silber (180 km/4800 hm)
- Bronze (110 km/3000 hm)
Auf der Gold-Route sind elf Berge oder Pässe zu bewältigen, auf der Bronze-Strecke sind es immer noch fünf. Und die meisten zeichnen sich durch ordentlich viele Steigungsprozente aus. Die Strassen sind spektakulär und die Aussichten überwältigend. Berühmt ist der Schwarzwald Super! aber auch wegen der einzigartigen Verpflegung. An den Stationen gibt es ausschliesslich regionale Spezialitäten, die mit viel Liebe zubereitet werden. Riegel und Gels muss mensch selber mitbringen, falls er oder sie nicht darauf verzichten mag.
Bodensee Gravel Giro für gestählte Schotterfreund*innen
Der Bodensee Gravel Giro erfüllt die Distanzanforderung nicht. Wer aber schon einmal über 100 Kilometer hauptsächlich auf Gravel gefahren ist, wie zum Beispiel bei «White Noise», weiss, dass die Anforderungen ähnlich oder schwerer sind als bei 200 Kilometern auf der Strasse. Der Bodensee Gravel Giro ist DER deutsche Schotterpisten-Klassiker. Von Horgenzell am Bodensee gilt es 105 Kilometer und rund 1000 Höhenmeter zu absolvieren. Das tönt nicht nach viel, es gibt aber saftige Steigungen mit bis zu 30 Prozent. Legendär sind der Badestopp am See und der gemütliche Ausklang bei Bier, Burger und Fritten am Lagerfeuer.
Falls Du Dich trotz dieser Tipps alleine oder unorganisiert auf die lange Distanz begeben willst, kannst Du auf unsere Sammlung auf Komoot zurückgreifen. In der Adventure-Collection hat es eine Auswahl an längeren oder härteren Touren, von denen Du Dich inspirieren lassen kannst. Die Touren sind erprobt, wir haben sie alle selber gefahren.
In den vorherigen Ausgaben von «Going the Distance» erhältst Du eine «Einführung & Bikepacking», liest «Eine kurze Geschichte der Brevets des Randonneurs Mondiaux» und erfährst mehr über Ultradistanzrennen. In den nächsten Ausgaben werden wir uns mit Ausrüstung, Vorbereitung und Ernährung beschäftigen.