Going the Distance: «Das Konzept von SUCH ist sehr cool» (I)

01 November 2024・story
Going the Distance: «Das Konzept von SUCH ist sehr cool» (I)

Etwas vom Schönsten, was ein Bike bietet, ist Freiheit. Zu fahren, wohin Du willst. Deine körperlichen und geistigen Grenzen zu erweitern. Die Serie «Going the distance» soll Dir als Leitfaden und als künftige Inspiration dienen. Sie basiert auf unseren eigenen Erfahrungen mit Bikepacking, Randonnéees und Ultradistanzrennen.


SUCH, die Swiss Ultracycling Challenge, hat sich im Schweizer Ultracycling-Kalender etabliert. Die Aufgabenstellung mit den Checkpoints hat in den vergangenen fünf Jahren immer gewechselt. Gleich geblieben ist nur, dass die Teilnehmenden von einem Bahnhof in der Schweiz starten und auf dem Bundesplatz in Bern ins Ziel kommen. Jeweils von Mittwochmorgen, 10.10 Uhr bis Sonntagmittag mussten sie die Schweiz nach bestimmten Kriterien durchfahren. Diese Kriterien sind so gewählt, dass viel Platz für kreative Routenplanung bleibt. Trotzdem führt das in der Regel zu einer Strecke von rund 1000 Kilometern und 10’000 Höhenmetern. Unsere Guides Jeremy und Francesco haben auch 2024 wieder teilgenommen. Wir haben uns mit ihnen über das Format von SUCH und die Faszination Ultracycling unterhalten und publizieren das Gespräch in vier Teilen.

O&G: Knapp mehr als vier Tage für 1000 Kilometer. Was motiviert einen zu einer solchen Tour?

Francesco und Jeremy lachen.

Jeremy: Pain and suffering! (wieder lachen beide)

O&G: OK, was motiviert eine*n denn zu «pain and suffering»?

Jeremy: Die Herausforderung, viele Kilometer zu fahren. Wir haben alle Erfahrungen gesammelt auf langen Fahrten mit AUDAX SUISSE, OBST&GEMÜSE oder bei LA RATATOUILLE. SUCH ist quasi eine Fortsetzung, noch längere Strecken zu bewältigen.

Francesco: Es ist sicher auch ein Abenteuer, das mich anzieht. Einerseits ist da die Leidenschaft fürs Velofahren, die mich antreibt. Natürlich habe ich auch auf kürzeren Strecken angefangen und bin dann mal bei AUDAX SUISSE mitgefahren. 

«Man hat eine sehr gute Geschwindigkeit auf dem Bike, um Abenteuer zu erleben.»  

Das steht für mich im Vordergrund. Ich hatte schon Erfahrung mit Ausdauersportarten, bin auch schon mehrmals die Marathonstrecke gerannt. Irgendwann hat es mich gepackt und ich habe ein 400er-Brevet absolviert – mit 5500 Höhenmetern und einem ordentlichen Gravel-Anteil. Da war ich 24 Stunden ohne Schlaf oder längere Pausen unterwegs. Das war für mich der Moment, um mich intensiver mit Ultracycling zu beschäftigen.

O&G: Ultracycling ist das Eine, SUCH ist noch ein wenig spezieller. Es gibt keine vorgegebene Route oder definierten Startort. Die Teilnehmenden müssen die Route selber planen. Ist das auch etwas, das Euch fasziniert?

Jeremy: Das Konzept ist sehr cool. SUCH bleibt in der Schweiz, nicht so wie das Transcontinental Race, das durch mehrere unbekannte Länder führt. Wo Hunde frei laufen, zum Beispiel. In der Schweiz ist man relativ sicher. Es gibt überall Bahnhöfe oder Haltestellen und die Infrastruktur für Velos ist super. Dass die Teilnehmenden alle Kantone durchfahren müssen, ist toll. Wenn ich das jemandem erkläre, sind die Leute immer begeistert.

Francesco: Das finde ich auch. Als ich davon erfahren habe, hat es mir schon beim Zuhören Spass gemacht und ich wäre gerne an der Erstausgabe dabei gewesen.

Jeremy: Für meine erste lange Tour – ich habe 2014 mit dem Rennradfahren begonnen – habe ich noch keine Bikepacking-Taschen gefunden. Wir fuhren los und jemand begleitete uns mit dem Auto mit unserem Gepäck darin. Entsprechend haben wir auch die Übernachtungen gewählt. Jetzt habe ich Bikepacking-Taschen, kann alles mitnehmen und überall schlafen. Self-supported finde ich auch ein sehr tolles Konzept.

Francesco: Du hast also supported mit Ultracycling begonnen?

Jeremy: Genau. Self-supported ist aber schöner!

O&G: Für SUCH ist die Planung im Vorfeld auch noch recht wichtig. Mit einer sorgfältigen geplanten Route lässt sich einiges rausholen für die eigentliche Fahrt. Geniesst Ihr diese Vorbereitung?

Jeremy: Sie beschäftigt uns monatelang. (lacht) 

Francesco: Wenn das neue Konzept rauskommt und langsam klar wird, was die genaue Aufgabe ist, dann beginne ich bereits mit der Grobplanung. Das macht extrem Spass und ist auch völlig individuell. Ich habe jeweils versucht, eine Strecke zu planen, die für mich schnell und schlank ist. Also auch nicht jeden Berg zu umfahren. Das Konzept führt dazu, dass viele Teilnehmende auf unterschiedlichen Routen unterwegs sind. Lustigerweise starten viele am selben Bahnhof und die Strecken unterscheiden sich im weiteren Verlauf der SUCH.

Jeremy: Letztes Jahr waren es zum Auftakt der Gotthard- oder der San-Bernardino-Pass, die Mehrheit fuhr über den Gotthard. Dieses Jahr trennte sich alles nach Airolo. Dort fuhr ein Teil Richtung Passo dell’ Uomo und machte Hike-a-Bike, die anderen fuhren runter bis nach Biasca und über den Lukmanier-Pass zurück. Das sind auch Überlegungen kurz vor dem Event:

Will ich Hike-a-Bike riskieren bei Kälte und Nässe?

Oder nehme ich den bekannten Weg? Ich war bis kurz vor dem Start nicht sicher, was ich mache. Am Tag selber war dann interessant zu sehen, wer welche Route nimmt, denn das wissen wir vorher nicht voneinander.

Francesco: Ich habe auch zuerst über Biasca geplant, dann aber nur gewechselt, weil ich keine Lust hatte, bis nach Biasca runter- und ewig wieder hochzufahren. Ich nahm die direkte Strecke über den Passo dell’ Uomo, musste aber komoot richtig zwingen, weil mich das Planungstool auf die Route der anderen schicken wollte. Die Abkürzung hat mir einen schönen Vorsprung eingebracht, aber ich musste den ganzen Weg gehen bis auf die andere Seite des Passes. Das war eine supertolle Wanderung, wie ich sie mir gewünscht hatte.

Fortsetzung folgt.

Bilder: such.bike, Tobias Schuerer

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