O&G Round trip (VII)

«Pässe, Pässe, Pässe!» Das scheint das grosse Credo vieler Rennradfahrer*innen zu sein. Dagegen ist auch grundsätzlich gar nichts einzuwenden. Es gibt aber auch schöne Alternativen, die steil, anspruchsvoll und schweisstreibend sind. Gemeint sind Sackgassen – sei es in Tälern oder auf bewirtschafteten Alpen. Ihr Vorteil: meist wenig Verkehr und häufig tolle Naturerlebnisse. OBST&GEMÜSE präsentiert Dir in loser Folge solche Alternativen.

Alp Schmorras (44,3 km/1600 hm)

Für den heutigen Round trip brauchst Du ein Gravelbike. Zu Beginn wirst Du vielleicht denken, das sei übertrieben. Richtung Alp Schmorras wirst Du dann aber froh sein um ein bisschen Dämpfung und eine gute Übersetzung. Aber der Reihe nach: Wir starten vom Bahnhof Tiefencastel in die Albula-Region im Kanton Graubünden, genauer in Richtung Surses. Nun gibt es zwei Möglichkeiten, um dorthin zu gelangen: über die viel befahrene Strasse zum Julierpass oder die Nebenstrasse Richtung Mon mit wenig Verkehr. Wir wählen die zweite Variante, befinden uns dafür bereits nach 1,5 km in einem Aufstieg mit durchschnittlich 10 Prozent Steigung. Nach 4 Kilometern erreichen wir Mon. Damit endet die erste Steigung noch nicht, aber es geht nun ein wenig sanfter hinauf bis zum Dörfchen Salouf.

Nach Salouf geht es leicht hügelig weiter bis Parsonz, wo der eigentliche Aufstieg beginnt. Über Tigignas führt das asphaltierte Strässchen, das nur wenig motorisiert befahren ist, durch Wälder und Felder nach Radons. Auf dem Weg hinauf merken wir uns bereits, wo der Belag schlecht ist, denn die Abfahrt wird rasant werden. Unterwegs begegnen wir Wanderinnen und Spaziergängern. Wir kommen an der Ski- und Wanderhütte Tigia und dem Berghuus Radons vorbei. Wir sparen uns die Einkehr aber für den Rückweg auf. 

Ruppiger Rest

Hinter Radons beginnt das Bergsträsschen mit ziemlich grobem Schotter. Hier ist hohe Konzentration gefragt, um gut und sicher vorwärtszukommen. Die Route bleibt zunächst steil, bevor sie bei der Talgabelung wieder ein wenig flacher wird. Wir wenden uns dem Val Schmorras rechter Hand zu. Je nach Saison gibt es geschlossene Tore auf dem Strässchen, die sich aber öffnen oder umfahren lassen. Gleich nach dem ersten Tor zieht die Steigung wieder richtig an, gleichzeitig bleibt der Untergrund ruppig. Die letzten rund 3 Kilometer verlangen uns noch einmal konditionell und fahrtechnisch alles ab. Die Steigung bewegt sich die ganze Zeit um 10 Prozent. Das Ziel Alp Schmorras liegt auf 2278 Metern über Meer. Sie war einst die höchst gelegene Kuh­alp Europas.

Runter sind die Fahrskills gefragt. Es braucht ein wenig Mut und Selbstvertrauen auf der groben Gravelpiste, sonst beginnen die Bremsscheiben rasch zu glühen. Wer will, kann sich nun noch einmal für die restliche Abfahrt stärken. Ab Radons wird es einfacher, nur Löcher im Asphalt erfordern noch unsere Aufmerksamkeit. Ab Tigignas gibt es wiederum verschiedene Möglichkeiten. Wir wählen die Mountaincart-Abfahrt, die mit einer weissen 1 auf blauem Grund markiert ist. Eigentlich ist das eine spezielle Piste für geländegängige Gokarts, die in Savognin gemietet werden können. Die Piste macht aber auch auf dem Bike grossen Spass. Wir verlassen sie, als der Weg wieder in ein Asphaltsträsschen übergeht und folgen diesem bis Riom.

Dort fahren wir an der alten Schule vorbei, die mit ihrer roten und gemusterten Fassade auffällt, zur Burg Riom. Sie ist rund 800 Jahre alt und steht an der alten Römerstrasse. Von hier aus lässt sich ein grosser Teil des Tals überblicken. Seit 2006 befindet sich das erste professionelle Theaterhaus der rätoromanischen Kulturgeschichte in der Burg Riom.

Kurz abkühlen

Wir graveln weiter über ein Feldsträsschen Richtung Savognin zum Lai Barnagn, dem Badesee bei der Talstation. Im Winter dient er als Parkplatz, im Sommer ist er geflutet. Wir kühlen uns kurz im See ab (gratis) und essen ein Filisurer Glacé. Danach fahren wir über Cunter hoch zur Hauptstrasse und mit dem Verkehrsstrom wieder runter nach Tiefencastel.